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Sebastian Haffner

Abschied

Roman. Mit einem Nachwort von Volker Weidermann. Hanser Verlag, München 2025. 192 Seiten. 24,00 Euro. ISBN: 978-3-446-28482-1, >>> Amazon
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Es sind nur ein paar Tage, die Raimund Pretzel Anfang der 1930er in Paris bleiben kann – und er würde hiervon am liebsten jede Sekunde allein mit Teddy verbringen. Denn mit ihr vermag er sich nicht nur gut zu küssen, sondern auch tiefsinnig witzige Bemerkungen über sie beide und das Leben überhaupt auszutauschen. Doch ach, Raimund muss sich Teddys Aufmerksamkeit immer wieder aufs Neue mit anderen teilen, die sie umschwärmen wie Motten das Licht. Und während Raimund schon viel zu bald wieder nach Deutschland zu seiner Arbeit am Gericht zurückkehren muss, bleiben die anderen bei Teddy in Paris, auch weil für sie eine Reise nach Deutschland gar nicht mehr in Frage käme … Raimund Pretzel, bekannt unter seinem Pseudonym Sebastian Haffner (1907-1999), hat als 24-jähriger Rechtsassessor das Manuskript zu diesem Roman „Abschied“ Ende 1932 abgeschlossen und beiseitegelegt. Erst jetzt, fast hundert Jahre später hat seine Familie den Text zur Veröffentlichung freigegeben, der nun hinsichtlich der neuen Rechtschreibung und einigen „Verschreibungen“ nur leicht überarbeitet vorliegt.
Wie unschwer am Namen des Ich-Erzählers zu erkennen, handelt es sich hier um einen autofiktionalen Text, der nicht allzu fern von den eigenen Erlebnissen und Eindrücken des jungen Autors abweichen dürfte. Verdichtet auf das letzte Wochenende vor einer Abreise aus Paris, stehen hier Versäumnisse und Erwartungen sowie einige z.T. sehr skurrile Treffen mit konkurrierenden Mitverehrern den dann doch nur noch sehr wenigen Begegnungen mit Teddy gegenüber.
Und da, abweichend von der Historie, der den Pretzel dieser Geschichte in Rheinsberg tätig sein lässt, dürfte der Umgangston aller Beteiligten nicht von ungefähr auch an Kurt Tucholskys „Rheinsberg – Ein Bilderbuch für Verliebte“ von 1912 gemahnen oder/und auch an dessen „Schloß Gripsholm“, das ein Jahr vor Haffners „Abschied“ vorgelegt wurde. Aber auch wenn Haffner diesen Ton des Öfteren ganz gut trifft, täte man seiner kleinen Geschichte trotz aller großen Gefühle unrecht, wollte man sie darüber hinaus mit Tucholskys genannten Werken messen.
Aber allein schon der historische Subtext, verbunden mit den sehr präzisen Schilderungen des Autors, die die jungen Handelnden der Geschichte beim noch sehr unbewusst wirkenden Tanz auf dem Vulkan vorstellen, lohnt die Lektüre durchaus. Ergänzt sie doch auch mit dieser authentisch jugendlichen Perspektive die weit fundierteren Analysen Haffners in Germany: Jekyll & Hyde 1939

Weitere Besprechungen zu Werken von Sebastian Haffner siehe:
Sebastian Haffner: Germany: Jekyll & Hyde 1939 (2008)
Sebastian Haffner: Abschied (2025)

Buechernachlese © Ulrich Karger


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